Wunderwerkstatt Leber - Was sie gesund hält
Das Organ in unserem Bauch ist ein Multitalent. Es produziert, entgiftet, speichert – und leidet oft still. Wie die Leber arbeitet und was sie gesund hält.
Erstaunlich: Sich regenerieren und nachwachsen, selbst wenn mehr als die Hälfte fehlt. Die Leber kann das tatsächlich. Überhaupt, das große Organ trägt seinen Ruf als Tausendsassa mehr als zu Recht. Denn es kümmert sich gleichzeitig um die verschiedensten Baustellen in unserem Inneren. Gelangen über die Pfortader Gift- wie Nährstoffe aus dem Magen-Darm-Trakt in die Leber, läuft das Organ zu Hochform auf: Es verstoffwechselt Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße, aber auch Vitamine und Mineralstoffe. Überschüssige Zuckerstoffe kann das Multitalent speichern und bei Bedarf wieder freisetzen.
Klärwerk des Körpers
Als Kläranlage entgiftet die Leber schädliche Substanzen wie Alkohol oder Medikamentenabbauprodukte. Außerdem produziert sie permanent Gallensäuren, die sie in der Gallenblase zwischenlagert und bei Bedarf zum Fettabbau zur Verfügung stellt. Auch bei der Blutbildung spielt die Chemiezentrale in unserem Körper eine wichtige Rolle: Mit Hilfe von Vitamin K stellt sie zum Beispiel Eiweißstoffe her, die für die Blutgerinnung wichtig sind. Alte Blutkörperchen wiederum entsorgt die Leber.
Das einzige Manko, das der Leber anzulasten ist: Wird sie krank, bleibt das oft lange Zeit unbemerkt. Denn ihr fehlen Schmerzrezeptoren, die frühzeitig Alarm schlagen. Frühwarnzeichen wie Müdigkeit werden oft nicht der erkrankten Entgiftungszentrale zugeordnet. Machen sich schließlich ein Druckgefühl im rechten Oberbauch, ein lehmfarbener Stuhlgang, vor allem aber eine Gelbfärbung von Haut und Augen bemerkbar, ist der zerstörerische Prozess in den Leberzellen meist schon weiter fortgeschritten.
Ungesunder Lebensstil, überforderte Leber
Eine der häufigsten Lebererkrankungen ist die Fettleber. Laut Fachwelt lässt sie sich inzwischen als Volkskrankheit einordnen: Geschätzt jeder dritte Deutsche ist betroffen. Ursache ist meist ein ungesunder Lebensstil, der die Leber auf Dauer überfordert – als Folge speichert sie mehr Fett in ihrem Gewebe ab. Auslöser dafür sind neben erhöhtem Alkoholkonsum auch Übergewicht, Bewegungsmangel, Diabetes und eine falsche Ernährung, sprich zu viel Fett und Zucker.
So häufig das stille Leiden auftritt, so gefährlich ist es auch. Nicht rechtzeitig bemerkt, entzündet sich das Organ, die Fachwelt spricht nun von einer Fettleber-Hepatitis. Eine ungute Diagnose, da sich im weiteren Verlauf eine Zirrhose entwickeln kann und sich aktive Leberbezirke zunehmend in funktionsloses Bindegewebe verwandeln. Das Organ vernarbt und schrumpft, so dass es seine vielfältigen Aufgaben nicht mehr gut erfüllen kann. Schlimmer noch: Es droht die Gefahr, einen Leberkrebs zu entwickeln.
Mehr Vollkorn, weniger Süßes
Das sind mehr als gute Gründe, rasch zu handeln. Je nach Ursache lassen sich die Risiken für eine Verfettung des Stoffwechselorgans eindämmen. Steckt zum Beispiel ein übermäßiger Alkoholkonsum hinter der Erkrankung, muss komplett darauf verzichtet werden. Und bei Diabetikern ist eine gute Einstellung der Blutzuckerwerte jetzt erst recht ein absolutes Muss. Steckt hinter dem Umbau der Leberzellen ungesunde Ernährung, hilft nur ein veränderter Speiseplan: Besonders ratsam ist es, den Blutzucker und Insulinspiegel konstant niedrig zu halten. Das geht relativ leicht, wenn die Erkrankten öfter zu Vollkornprodukten, Nüssen, sättigendem Eiweiß und Gemüse greifen – dafür aber seltener Fruchtzucker und schnell verfügbare Kohlenhydrate in Form von Weißbrot, Gebäck, Reis oder Nudeln auftischen. Auch der Verzicht auf Zwischenmahlzeiten tut der Leber gut. Unabhängig davon rät die Fachwelt gegen Bewegungsmangel anzugehen: Mehr Sport und veränderte Ernährungsgewohnheiten helfen, das Wunschgewicht zu halten. Regelmäßiges Joggen, Radfahren oder Krafttraining beeinflussen zudem die Blutzuckerwerte positiv – und das hilft auch dem Stehaufmännchen Leber. Nutzen Sie die Chance!
Hilfe für die Leber aus der Apotheke
Ob Völlegefühl oder Blähungen nach fettreichem Essen: Diese unangenehmen Begleiterscheinungen einer kranken Leber müssen Sie nicht erdulden. Lassen Sie sich von den pharmazeutischen Profis in der Apotheke vor Ort fachkundig beraten: Zubereitungen aus Artischockenblättern, Löwenzahn oder Gelbwurz regen beispielsweise den Gallenfluss an. Verdauungsfördernd wirken auch Kombinationspräparate mit Bitterer Schleifenblume, Kümmel, Pfefferminze, Kamille und Melisse. Bei Blähungen haben sich Fenchel, Anis und Kümmel bewährt. Und Mariendistelpräparate sollen die Leberzellen vor schädlichen Einflüssen schützen.
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