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Standpunkt – Alles wurscht, oder nicht?
Nutri-Score, Zuckersteuer, Veggie-Day. Solche Vorgaben sollen Umwelt und Gesundheit schützen. Wie uns solche Appetitzügler nicht die Lust aufs Essen nehmen.
Gefühlt steht der Bürgerfrieden auf Messers Schneide. Manche sehen das Abendland in Gefahr, weil das Lieblingsgericht der Deutschen nicht mehr auf dem Speiseplan eines VW-Betriebsrestaurants zu finden ist. Die Fraktion der Vegetarier:innen, Veganer:innen und Flexitarier:innen hingegen bejubelt dort das Aus der Currywurst. Doch mal ehrlich: Sollte nicht jeder Mensch selbst entscheiden, was er sich einverleibt? Sollen Staat, Mediziner:innen und Chefetagen eingreifen, wenn zu viele ungesunde Transfette in der Pfanne landen? Muss einem der Sprössling beim Blick in den Kühlschrank immer gleich einen Vortrag über leidende Ferkel, Öko-Fußabdrücke und Hafermilch halten?
Geschmäcker sind verschieden!
Ein Vorschlag zur Güte, bevor Ihnen der Bissen im Hals stecken bleibt: Einfach die verschiedenen Geschmäcker um den runden Tisch versammeln und die Fakten offen legen. Zur Sprache kämen da gewiss die rülpsenden Kühe. Ebenso die zu dicken Deutschen. Laut Robert Koch Institut sind das sogar mehr als die Hälfte der Erwachsenen.1 Daher muss die Spezies Mensch damit rechnen, wegen verfetteter Herzkranzgefäße einen Kollaps zu erleiden. Übergewichtige Mastputen verlieren übrigens ihr Gleichgewicht wegen ihrer zu groß gezüchteten und schweren Brust. Sie fallen nach vorne – und meist weich, wegen der tierischen Packungsdichte im Stall. Das kann Gewissensbisse bereiten, keine Frage. Aus dieser Perspektive betrachtet machen fleischfreie Tage in Kantinen, kulinarische Warnhinweise vom Doktor oder die aufgedruckte Alarmstufe Rot auf der Limonadenflasche absolut Sinn. Super, wenn Alt und Jung mehr Gespür dafür entwickeln, was auf dem Teller landet! Noch besser, wenn das von nun an öfter Brokkoli, Bioschnitzel oder vegane Burger sind. Aber bitte! Selbst wenn es gut gemeint ist: Anderen ständig mit erhobenem Zeigefinger den Appetit zu verderben, provoziert nur ein „Jetzt erst recht!“ und großes Verlangen nach Eis, Hacksteak oder Fertig-Auflauf. Und überhaupt: Warum nicht? Genuss kommt von genießen – und wer das kann, lebt länger. Ab und an eine kleine Ernährungssünde? Gegessen! Ansonsten gilt: Für ein gesundes und ökologisch vertretbares Mittagessen, das auch das Tierwohl achtet, müssen Sie sich weder kasteien noch einem Ernährungsdiktat beugen. Frei nach Kant „Der Mensch isst das Maß aller Dinge!“, hat der Philosoph mal getextet. Oder so ähnlich!
1 https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JHealthMonit_2022_03_Uebergewicht_GEDA_2019_2020.pdf?__blob=PublicationFile